Das Autorenteam Karl-Otto Stiefelhagen, Doris Schwarz, Hedwig Bergfelder, Wilfried Löbach mit Bürgermeister Dr. Max Leitterstorf (v.l.) bei der Buchvorstellung

„Kindheit und Jugend im Hangelar der 1950er und 1960er“

Neuer Band zur Sankt Augustiner Stadtgeschichte erschienen

Bürgermeister Dr. Max Leitterstorf, Erster Beigeordneter Dr. Martin Eßer und die Autoren stellten den neuen Band „Kindheit und Jugend im Hangelar der 1950er und 1960er“ der Öffentlichkeit vor. Anhand von Zeitzeugenberichten und Archivquellen wird diese Zeit aus Kinder- und Jugendperspektive lebendig. Das Buch erscheint als Band 57 der vom Stadtarchiv Sankt Augustin herausgegebenen Schriftenreihe „Sankt Augustin – Beiträge zur Stadtgeschichte“.

Inhaltlich nimmt das vierköpfige Autorenteam Hedwig Bergfelder, Wilfried Löbach, Doris Schwarz und Karl-Otto Stiefelhagen die Leserinnen und Leser mit auf eine Zeitreise in das Hangelar ihrer Kinder- und Jugendtage. Die Autorinnen und Autoren sind alle im heutigen Sankt Augustiner Stadtteil Hangelar aufgewachsen, der bis 1969 noch eine eigenständige Gemeinde war. Sie berichten über ihre persönlichen Erinnerungen aus einer Zeit des Umbruchs, in der gesellschaftlich noch die alten dörflichen Strukturen wirkungsmächtig waren, sich im infrastrukturellen Bereich jedoch bereits unübersehbare Modernisierungstendenzen abzuzeichnen begannen. Vor allem aufgrund der unmittelbaren Nähe zur provisorischen Bundeshauptstadt Bonn wuchs die Bevölkerung der Gemeinden auf dem Gebiet des heutigen Sankt Augustin in den Nachkriegsjahren massiv an. Schon im Jahr 1964 lebten in Hangelar 6.771 Menschen, dreimal so viele wie noch 1946 und mehr als sechsmal so viele wie zu Beginn des Jahrhunderts. Die damit einhergehenden Herausforderungen schlugen sich in allen Lebensbereichen nieder.

Das Autorenteam Karl-Otto Stiefelhagen, Doris Schwarz, Hedwig Bergfelder, Wilfried Löbach mit Bürgermeister Dr. Max Leitterstorf (v.l.) bei der Buchvorstellung
Das Autorenteam Karl-Otto Stiefelhagen, Doris Schwarz, Hedwig Bergfelder, Wilfried Löbach mit Bürgermeister Dr. Max Leitterstorf (v.l.) bei der Buchvorstellung
Umschlagvorderseite des neuen Bandes 57 (Foto: Stadt Sankt Augustin / Sammlung Hedwig Bergfelder).
Umschlagvorderseite des neuen Bandes 57 (Foto: Stadt Sankt Augustin / Sammlung Hedwig Bergfelder).

Die Autorinnen und Autoren haben zahlreiche eigene Erinnerungen an jene Zeit niedergeschrieben und diese dann mittels umfangreicher Recherchen in den Beständen des Stadtarchivs, insbesondere in den Schulchroniken, der Zeitungssammlung und der Fotosammlung, verifiziert und substantiell ergänzt. Sie gliedern ihre Darstellung in „Erlebniswelten“, die ihnen rückblickend als besonders prägend erscheinen. Den Erlebniswelten vorangestellt ist eine einführende Darstellung, die unter der Überschrift „Das Hangelar in dem wir aufwuchsen“ knapp die wesentlichen Entwicklungen und Herausforderungen zusammenfasst, mit denen sich die Gemeinde Hangelar in der damaligen Zeit konfrontiert sah.

Die erste dieser Erlebniswelten stellen die Elternhäuser des Autorenteams dar: Hedwig Bergfelder wuchs in einem „Familienverband“ auf, der noch mehrere Generationen und Familienzweige unter einem Dach beherbergte. Wilfried Löbach wurde ebenfalls in relativ beengten Verhältnissen mit zwei Geschwistern in einem alten Fachwerkhaus, Karl-Otto Stiefelhagen als Einzelkind in einem Bau des frühen 20. Jahrhunderts groß. Die Eltern von Doris Schwarz wiederum betrieben das Kaufhaus Knoch, dessen Geschäftsbetrieb das Familienleben bestimmte.

Eine umfangreiche Betrachtung widmet das Autorenteam der Erlebniswelt Volksschule. Verzahnt mit einer Darstellung des gemeindlichen Ringens um den dringend erforderlichen Ausbau der örtlichen Schulinfrastruktur, erinnern sich die Autorinnen und Autoren an ihre Schulzeit, in der es noch Schulgeld und ein stark konfessionell geprägtes Schulwesen gab. Letzteres barg besonderen Sprengstoff und führte zu erheblichen Spannungen zwischen der alteingesessenen, nahezu ausnahmslos katholischen Bevölkerung und den konfessionell gemischten Zuziehenden, was auch den Kindern nicht verborgen blieb.

Die umfassende Bedeutung, die Kirche und Religion zur damaligen Zeit besaßen, betrachtet das Autorenteam in einer eigenen Erlebniswelt. Die Berichte spiegeln – aus kindlicher Perspektive – den immensen, jedoch auch zunehmend hinterfragten Einfluss der katholischen Kirche im ländlichen Rheinland dieser Zeit wider.

Wilfried Löbach, der sich bereits früh für Politik und Weltgeschehen begeistern konnte, berichtet in einer weiteren Erlebniswelt davon, wie er einschneidende Entwicklungen dieser Zeit als Kind in Hangelar wahrnahm. Er und Karl-Otto Stiefelhagen widmen auch damaligen örtlichen Traditionsveranstaltungen, wie Karneval, Maifeiern, Junggesellenfesten und Kirmes sowie ihren literarischen und cineastischen Vorlieben Rückbetrachtungen.

Weitere Erlebniswelten, derer sich das Autorenteam erinnert, sind die Zeit im von Pallottinerinnen geführten katholischen Kindergarten, erste Berührungen mit der Arbeitswelt, die ärztliche Versorgung im Hangelar der Nachkriegszeit und Mobilitätserfahrungen auf Schulausflügen, mit dem Auto oder Motorrad sowie auf dem Hangelarer Flugplatz. Auch eine Reihe weiterer Geschichten und Anekdoten, die unter anderem von jugendlichen Missetaten und unorthodoxen Erziehungsmethoden berichten, teilt das Autorenteam mit den Leserinnen und Lesern.

In einer Gegenwart, in der die Zeitzeugen der 1950er und 1960er Jahre bereits ein fortgeschrittenes Alter erreicht haben, kann der hier vorgelegte Band einen Beitrag leisten, das lokale Erfahrungswissen für künftige Generationen zu bewahren. Er ist mit einer ausgewogenen Mischung aus aufschlussreichen und kurzweiligen Erlebnisberichten nicht nur für Alteingesessene Sankt Augustiner oder andere Zeitzeuginnen und Zeitzeugen dieser Jahre eine spannende und durchaus amüsante Lektüre.

Der 234 Seiten starke Band ist mit 100 Abbildungen und Fotografien illustriert, die teils aus den Beständen des Stadtarchivs, teils aus privaten Sammlungen der Autoren stammen. Er erscheint im Verlag ratio books/Rheinlandia Verlag unter der ISBN 978-3-945953-27-3 und ist im Stadtarchiv und im Buchhandel für 6,00 € erhältlich. Herausgeber ist das Stadtarchiv der Stadt Sankt Augustin, die Redaktion hatte Stefan Dünker.

Weitere Informationen zu der Reihe „Sankt Augustin – Beiträge zur Stadtgeschichte“ und zum Stadtarchiv gibt es im Stadtarchiv, Tel. 02241 243-331, E-Mail: stadtarchiv@sankt-augustin.de und hier.

Gruppe singender Kinder mit Gruppenleiterinnen im katholischen Kindergarten um 1952 (Foto: Stadt Sankt Augustin / Sammlung Hedwig Bergfelder).
Gruppe singender Kinder mit Gruppenleiterinnen im katholischen Kindergarten um 1952 (Foto: Stadt Sankt Augustin / Sammlung Hedwig Bergfelder).