Großaufgebot für den Artenschutz: Die Drehleiter der Feuerwehr leistet wertvolle Hilfe bei der Montage des Nistkastens.

Zimmer frei für gefiederte Untermieter

Mit Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr wurde in Sankt Augustin-Hangelar ein neuer Nistkasten für ein Turmfalkenpärchen montiert. Der Nistkasten bietet den Vögeln eine neue und sichere Heimat zum Brüten.

Seit etwa sechs Jahren nutzt ein Turmfalkenpärchen den Giebelbalken der Doppelhaushälfte von Familie Jünke aus Hangelar zum Brüten. Aus dem Fenster in seinem Arbeitszimmer kann Holger Jünke die wendigen Flieger oft beobachten und er hat zahlreiche Brutversuche verfolgt. Weil die Tiere jedoch nach dem Schlüpfen auf dem schmalen Balken keinen ausreichenden Halt fanden, stürzten nicht selten Küken in den Tod – andere hatten Glück, fielen in die eigens aufgestellte weiche Wanne und konnten gerettet werden. Holger Jünke brachte die Küken jeweils in die Obhut der Bergischen Greifvogelhilfe nach Rösrath. Dort werden Greifvögel und Eulen fachkundig und rein ehrenamtlich gepflegt. Als das städtische Büro für Natur- und Umweltschutz von diesem misslichen Niststandort erfuhr, wurde gemeinsam beschlossen, die Situation zu verbessern. Die Sankt Augustiner Feuerwehr mit ihrer Drehleiter und die Schreinerei des städtischen Bauhofes waren sofort für die Aktion zugunsten des Artenschutzes zu gewinnen.

Ende September rückten das große Drehleiterfahrzeug der Feuerwehr und ein Fahrzeug der Bauhof-Schreinerei an. Ebenso vor Ort war Ralf Cholewa aus Troisdorf, der seit vielen Jahren ehrenamtlich im Greifvogel- und Eulenschutz aktiv ist. Er bestieg gemeinsam mit einem Feuerwehrmann den kleinen Korb der Drehleiter. Im Gepäck hatten sie eine stabile Turmfalken-Nisthilfe aus Holz. An ihrem luftigen Einsatzort in etwa acht Meter Höhe schraubten die Männer das neue Ein-Zimmer-Apartment fest und versperrten der Vogelfamilie auch den unmittelbar darüber liegenden, ungeeigneten Nistplatz mit einem Brett, um weitere Todesstürze zu verhindern.

Familie Jünke wird jetzt sehr gespannt beobachten, wie die Vögel auf das nagelneue Immobilienangebot reagieren. „So alle zehn Tage etwa schaut ein Falke bei seinem Nest vorbei – vielleicht will er prüfen, ob noch alles frei ist und die Brut im nächsten Jahr wieder am gleichen Ort stattfinden kann“, vermutet Holger Jünke. Wenn die Turmfalken die neue Nisthilfe annehmen, ist den Küken auf jeden Fall ein sicheres und natürliches Aufwachsen garantiert – und Familie Jünke kann weiter fasziniert beobachten.

„Dass Turmfalken an Häusern brüten ist nichts Ungewöhnliches“, meint Birgit Dannefelser vom städtischen Umweltbüro, die die Aktion koordinierte. „In der Natur geben sich die Vögel mit Felsnischen zufrieden. Als Kulturfolger nutzen sie nicht nur Türme – wie ihr Name andeutet – sondern auch Nischen an Gebäuden.“ In Hangelar sind gleich zwei derartige Standorte bekannt, ein weiterer in Menden. Die Hangelarer Heide bietet den Vögeln das ideale Nahrungsterrain. „Die Toleranz und die Hilfsbereitschaft, die Familie Jünke ihren gefiederten Untermietern entgegenbringt, ist keinesfalls selbstverständlich“, hebt die Biologin hervor. Es gäbe Fälle, da werden die Vögel vertrieben und Nester entfernt – eine grobe Ordnungswidrigkeit, die bei Bekanntwerden verfolgt wird.

Veranstaltungstipp: Am Mittwoch, 8. November ab 19 Uhr im Technischen Rathaus (An der Post 19, keine Anmeldung erforderlich) wird die Bergische Greifvogelhilfe die heimischen Greifvögel und Eulen und ihre wertvolle Arbeit in der Rösrather Station vorstellen.

Steckbrief Turmfalke: Turmfalken (wissenschaftlich Falco tinnunculus) sind Kulturfolger, die gerne in vom Menschen geprägten Gebieten brüten. Früher nutzten sie alte Baumhöhlen zum Nisten, heute werden diese oftmals durch Kirchtürme ersetzt. Sie zählen nach dem Mäusebussard zu den häufigsten gefiederten Beutegreifern in Mitteleuropa Häufig machen sie Jagd auf Kleinnager. Männchen und Weibchen haben unterschiedliche Gefiederfärbungen, Weibchen sind tendenziell etwas größer. Bei Männchen sind die rostbraune Oberseite mit schwarzen Rautenmustern sowie der graue Kopf und der graue Schwanz mit einer schwarzen Endbinde charakteristisch. Weibchen sind eher unauffällig braun gefärbt und haben am braunroten Rücken dunkle Querbänder. Der Turmfalke steht oft an einer Stelle in der Luft, um seine Beute zu erspähen („Rüttelflug“). Dabei nutzt er auch seine Fähigkeit, ultraviolettes Licht wahrzunehmen, um Kot und Urin von Kleinnagern zu orten. Als Kulturfolger besiedelt der Turmfalke strukturreiche Landschaften in der Nähe des Menschen. Zum Brüten nutzt er oft alte Bäume, Kirchtürme oder alte Gebäude. Für die Mäusejagd benötigt er Felder und Äcker. Erwachsene Tiere verbringen den Winter oft bei uns in Deutschland und ziehen als Strichvögel eher lokal umher, je nach Nahrungsangebot. Als Nahrung dienen fast ausschließlich Kleinnager wie Wühlmäuse, die im Rüttelflug erspäht werden. Der Turmfalke hat einen schnellen kurzen Ruf, der sich wie „ki-ki-ki“ anhört.