
Chorkonzert – DER DICH BEHÜTET SCHLÄFT NICHT
Es ist früh am Morgen, aus dem Chorgestühl der alten Basilika höre ich die Mönche singen. Meditativ, fast wie in Trance, immer wieder erklingt die gleiche Melodie, erst die rechte Seite, dann die Linke, dann wieder rechts, wieder links und zum Schluss alle gemeinsam.
Jahrhundertelang verortete man Psalmvertonungen vor allem in dieser klerikalen Form und auch heute erklingen Psalmen im Stundengebet. Doch sie begegnen uns heute auch als Motetten und Antwortgesänge im christlichen Gottesdienst oder in den Liturgien liberaler Synagogen.
Bon Canto hat sich im letzten Jahr ganz besonders mit einem Psalm auseinandergesetzt: es ist der 121. Psalm, Namensgeber und Inhalt des heutigen Konzertes. Jede Komposition, jede Vertonung zeigt uns den Psalm aus einem anderen Blickwinkel.
Zu Beginn des alten Textes schaut der Psalmenbeter zu den Bergen, er wähnt Gott dort, wo die Bergspitzen den Himmel berühren. Er erkennt, dass ihm in Not der Gott hilft und zur Seite steht, der seine Welt geschaffen hat. Mich persönlich berührt vor allem das Ende des Psalms:
„Gott behüte dich von nun an bis in Ewigkeit.“
Bis in Ewigkeit – Aber wie lang dauert eigentlich die Ewigkeit? Heutzutage verstehen wir unter Ewigkeit eine Art Unendlichkeit, ein nie endender Zeitraum. In frühen Übersetzungen der Bibel beschreibt Ewigkeit einen langen Zeitraum, beispielsweise bis zum Ende unseres irdischen Lebens. Ist es nicht tröstlich, dass Gott uns behüten möge bis wir zu ihm ins Paradies eingehen? Das warme Gefühl von Hoffnung und Geborgenheit entfaltet sich auch in der Musik des heutigen Konzerts.
Auch wenn die Menschen früher die Ewigkeit nur bis zum Lebensende deuteten, so hat der Text doch weit über die Zeit Relevanz. Noch heute berührt er uns, gibt uns Kraft und Zuversicht und inspiriert junge Komponistinnen und Komponisten zu neuen Vertonungen.
Lassen auch Sie sich berühren, von den starken Melodien tragen und entdecken Sie mit uns den 121. Psalm!
Psalm 121 in verschiedenen Vertonungen von Hassler, Jadassohn, Kodály, Runestad u.a.
Kammerchor bon canto
Benjamin Sutorius, Orgel
Alina Gehlen, Leitung
Eintritt frei, Spenden zur Deckung der Kosten erbeten
